Planet Marl

https://www.youtube.com/watch?v=dQXXQ9oiy7o&list=PLMSj5moxzzPoSFOfYt0kvD2bMUK27vmw9von Roland Cremerius

Im „Marler Stern“, einem Einkaufszentrum im Ruhrgebiet, produziert das sogenannte „Irreality-TV-Studio“ die Internet-Serie „Planet Marl“. Die Serie erzählt von Außerirdischen, welche den Alltag der Menschen mit Hilfe von Überwachungskameras beobachten, die als getarnte Tennisbälle operieren. Ob die Aliens die Erde zerstören oder verschonen, hängt davon ab, was sie von den Bewohnern Marls zu sehen bekommen. 


Abbildungen: Screenshots aus Planet Marl.

Anmerkungen 

Die Serie ist in vielerlei Hinsicht unkonventionell gestaltet. Oft dominiert das Performative über das Narrative. Die Darstellung ist extrem fragmentiert und wechselt mehrfach zwischen fiktionalem und dokumentarischem Modus. Die Erzählebene, in welcher das „Irreality-TV-Studio“ eine Serie über außerirdische Beobachter produziert, und die Ebene, in welcher diese Außerirdischen die Erde bereits überwachen, vermischen sich von Beginn an. Der Zusammenhang zwischen den „Gratis-Pommes“ der ersten Episode, der Musical-Sängerin Jessi und den Facebookern Soner und Ibo, deren Videos aus Mutproben bestehen, muss vom Rezipienten selber hergestellt werden. Oftmals ist es jedoch nicht möglich, die Szenen zueinander in Beziehung zu setzen. Nur wenige Figuren kommen überhaupt in mehr als einer Folge vor, was dazu führt, dass ihre Motive und Hintergründe unklar bleiben. Generell lassen sich keine echten Hauptfiguren der Serie ausmachen. Kohärenzbrüche dominieren das Konzept.

In der letzten Folge versuchen die Bewohner Marls die Aliens von ihrem Zerstörungsplan abzubringen, indem sie mit den Tennisbällen sprechen. Hier wirkt es, als wären diese Bewohner zufällig in näherer Umgebung des Einkaufszentrums angesprochen worden, wodurch der Eindruck einer „Mileu-Studie“ entsteht. Ästhetisch schwankt die Serie zwischen den semi-professionellen Aufnahmen des (intradiegetischen) „Irreality-TV-Studios“ und verwackelten Handycam-Aufzeichnungen. Gerade letztere sorgen für die pseudo-authentische Grundstimmung der Serie und geben ihr einen ‚Mockumentary-artigen‘ bis pseudo-dokumentarischen Anstrich. Die Serie scheint sich insgesamt einen Spaß daraus zu machen, mit bestimmten Formen der Kommunikation und Darstellung zu spielen (z.B. dokumentarischer Modus, Interviews, Genre-Elemente aus Fantasy und Science-Fiction). So weckt beispielsweise das Verschwinden eines Wachmanns (Folge 3) und eines Journalisten (Folge 4), welches in einem unklaren Zusammenhang zu den überwachenden Tennisbällen steht, Genreerwartungen aus Science Fiction und Mystery, welche aber im Verlauf der Serie nicht erfüllt werden. Es scheint, als würden sich die Ereignisse auf einen Schlüsselmoment zubewegen, doch dieser tritt nicht ein. Realisiert wurde Planet Marl im Rahmen von Archipel Invest, einem Projekt von KUNSTrePUBLIK, eingeladen von Urbane Künste Ruhr. Das Projekt Archipel Invest ist im Ruhrgebiet beheimatet und entwickelt Modelle, die sich mit den Zukunftsfragen einer post-industriellen Welt beschäftigen. 


Angaben 

Staffeln: 1
Episoden: 5
Episodenlänge: 5-10 min.
Erscheinungsrhythmus: Alle 2 Tage; Outtakes folgten in unregelmäßigen Abständen.
Zuerst gezeigt auf: Youtube
Regie: -
Produktion: red park and random people
Jahr: 2013
Genre: Pseudo-authentisch 


Abrufbar unter: 

(Zugriff: 26.08.2020)


Sonstige Quellen

http://www.red-park.net/https://twitter.com/IrrealityTV (nicht mehr verfügbar)
(Zugriff: 26.08.2020)


(Roland Cremerius, 28.07.2014)